Reisetagebuch
26.Dezember 2003 / Freitag
Vormittags fuhren wir noch einmal zu Ground Zero. Auch nach über 2 Jahren, ist die Brutalität dieses Anschlages allgegenwärtig. Das Leben in New York wir nie wieder so sein wie früher, doch die New Yorker haben sich selbst von diesen unvorstellbaren Anschlägen nicht unterkriegen lassen. Auch jetzt über die Feiertage gab es wieder eine neue Terrorwarnung (Alarm Orange – die zweithöchste Stufe). Überall stehen Polizisten, doch das Leben in der schnellsten und lebendigsten Stadt der Welt geht weiter.
Der Morgen des 11. September 2001 war wie aus dem Bilderbuch: tiefblauer Himmel, ein paradiesischer Morgen, bis 8:46 Uhr: Die von Terroristen entführte Boeing 767 rast mit einer Geschwindigkeit von über 700 km/h auf Höhe des 96. Stockwerks in den Nordturm des 410 Meter hohen WTC. Beim Aufprall explodiert der Treibstoff, ein Feuerball schießt aus dem Gebäude. Menschen stürzen zu Boden, prallen wie Geschosse gegen die Wände, oder Verglühen in sekundenschnelle in der gewaltigen Hitze der Feuersbrunst. 9:02 Uhr: Das zweite Flugzeug jagt mit mehr als 700 km/h und noch ca. 31.000 Liter Kerosin in den Tanks zwischen dem 78. und 84. Stockwerk in den Südturm der Wolkenkratzer. Der Südturm stürzt um 10:05 Uhr in sich zusammen, der nördliche um 10:28 Uhr. Bei diesen gigantischen Kräften wird alles zu Staub zermahlen: Beton, Stahl, Glas, - und Menschen. Über 3.000 Mernschen ließen ihr Leben. Darunter 343 Feuerwehrleute aus New York, die bei ihrem Hilfseinsatz ums Leben kamen. Sie sind zusammen mit der Polizei und den anderen Helfern bis heute die Helden von New York. Die Terroranschläge betrafen nicht nur New York. Um 9:38 Uhr stürzt American-Airlines-Flug 077 in das riesige Pentagon, das Nervenzentrum der größten Militärmacht. Dann, um 10:03 Uhr, stürzt die United Airlines 093 bei Shanksville in der nähe von Pittsburgh - Pennsylvania ab und explodiert. Wohin die Entführer diese Maschine ursprünglich steuern wollten ist bis heute ungeklärt. Eine Hand voll Passagiere, mittels Handys über die Attacken auf das World Trade Center und dem Pentagon informiert, entschlossen sich zum Angriff auf die vier Hijacker.
Ich weiß noch genau, wie ich die Nachricht von den Terroranschlägen erfuhr. Mein Vater rief mich an, ich war gerade im Auto unterwegs. Ich konnte nicht glauben, was er mir sagte. Erst der Fernseher brachte die Gewissheit. Auf allen Sendern rund um die Uhr nur ein Programm: “Angriff auf Amerika“Wie in Trance sah ich stundenlang die schrecklichen Bilder. Es war einfach unvorstellbar! Ich schliefvor dem Fernseher und als ich aufwachte, warendie selben Bilder immer noch da. Seit diesen Tag ist das Leben auf dieser Welt ein anderes. Der Terror verschonte auch nicht Europa. In Madrid fanden zwei Jahre später die Fortsetzung dieser Anschläge statt.
Das WTC wurde zwischen 1966 und 1973 gebaut. Bestand das WTC eigentlich aus sieben Gebäuden, so ging die Faszination von den beiden Twintowers aus. Circa 50.000 Menschen arbeiteten in diesen Gebäuden, hinzu kamen täglich 20.000 Besucher. Der Gebäudekomplex bestand neben den beiden Türmen aus fünf weiteren Gebäuden (WTC1 bis WTC7) sowie einer unterirdischen Einkaufspassage, die Geschäfte und Restaurants beherbergte. Mehrere U-Bahn-Linien und eine Path Line nach New Jersey waren im Untergeschoss untergebracht. Der Nordturm war 417 m hoch und hatte auf dem Dach eine Fernsehantenne, welche die Gesamthöhe des Gebäudes auf 521 m steigen ließ. Der Südturm war 415 m hoch und besaß die höchste Außenterrasse der Welt. Jeder der Türme stand auf 21 m tiefen Fundamenten und hatte eine vermietbare Bürofläche von über 400.000 qm, die sich auf 110 Stockwerke verteilten. Ein Turm bestand aus drei Modulen, getrennt durch zwei Sky Lobbies in der 44. und 78. Etage. Hier musste man in die insgesamt 104 Fahrstühle umsteigen, um die gewünschte Etage des Moduls zu erreichen. Durchgehend fuhren die Aufzüge vom Erdgeschoss nur zu den Sky Lobbies und der Besucherterrasse des Südturms (WTC2) bzw. dem Restaurant im Nordturm (WTC1). Im 110. Geschoss des Nordturms war das Restaurant Windows of the World der Öffentlichkeit zugänglich, von dem man bis nach Queens, New Jersey und Brooklyn sehen konnte.
Nach Ground Zero spazierten wir rund um die Südspitze, tranken einen Cafe bei Starbucks und fuhren gegen Mittag wieder zurück zum Hotel. Der krönende Abschluss unseres Aufenthalts in New York war ein Helikopterrundflug über Manhattan. Statt der gebuchten 5 Minuten für 55 $ je Person flog der Pilot mit uns eine gute viertel Stunde. Es war unser erster Helikopterflug. Ich hatte es mir viel wackliger vorgestellt. Der Helikopter flog absolut ruhig und wir hatten traumhafte Ausblicke auf die Lady Liberty, die Skyline New Yorks, Ground Zero, Empire State Building, den Central Park und vieles mehr.
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